In Äthiopien fördert Helvetas die Berufsbildung von Jugendlichen. Die vorwiegend privaten Ausbildungsinstitute orientieren sich an der Praxis und den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes. Das volle Honorar wird ihnen erst ausbezahlt, wenn die Jugendlichen ein festes Einkommen haben.
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ProjektnameSKY – Berufsbildung für Jugendliche
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Projektphase2022 bis 2025
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FinanzierungSpenden, Beiträge, Deza-Programmbeitrag
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BudgetCHF 1'327'633
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Thematischer SchwerpunktBildung, Arbeit und Einkommen
Erfolg heisst, eine bezahlte Arbeit zu haben
Ein Handwerker oder eine Handwerkerin wird normalerweise erst dann bezahlt, wenn das defekte Velo wieder läuft oder wenn das Haus steht. Bei der Berufsbildung hingegen ist erfolgsbasierte Zahlung die Ausnahme. In der äthiopischen Stadt Bahir Dar öffnet das neue Modell jungen Menschen den Einstieg ins Arbeitsleben.
In Äthiopien fehlt es an Ausbildungschancen für benachteiligte Jugendliche. In der Stadt Bahir Dar zeigt sich das besonders deutlich: Die Stadt erlebt einen grossen Zustrom junger Menschen vom Land. Die Hauptstadt der Region Amhara, in deren Grossraum über eine halbe Million Menschen leben, gehört zu den am schnellsten wachsenden Städten Äthiopiens. Was das heisst, zeigt sich jeden Morgen an den grossen Kreuzungen der Stadt: Hunderte warten am Strassenrand in der Hoffnung, ein Lastwagen möge anhalten und sie auf eine der Baustellen mitnehmen. Die meisten warten vergebens.
Staatliche Ausbildungsangebote sind beschränkt und für viele unzugänglich, private Ausbildungsinstitute setzten bisher zu wenig auf Qualität und kümmerten sich nicht darum, was mit den Absolventinnen und Absolventen nach dem Anschluss passiert. Das ist umso tragischer, da eigentlich eine grosse Nachfrage nach guten Fachkräften besteht.
Nach positiven Erfahrungen in einem grossen Ausbildungsprojekt in Nepal hat Helvetas in der äthiopischen Provinz Amhara das Projekt «SKY – Skill and Knowledge for Youth» (Berufsbildung für Jugendliche) aufgegleist, das sich an Jugendliche aus bedürftigen Familien richtet. In den kompakten Lehrgängen werden Berufsleute ausgebildet, die auf dem Arbeitsmarkt tatsächlich gefragt sind: Coiffeusen, Schneider, Schreinerinnen und Automechaniker zum Beispiel. Dazu kommen Ausbildungen in Geflügelzucht im städtischen Umfeld und in der Lebensmittelverarbeitung. Das Besondere an dieser Ausbildung: 20 Prozent des Ausbildungshonorars werden erst dann an die Lehrstätten ausbezahlt, wenn die Jugendlichen eine regulär bezahlte Arbeit gefunden oder sich erfolgreich selbständig gemacht haben.
Bereits in den ersten drei Projektjahren haben fast 2000 Jugendliche, darunter 80 Prozent Frauen, eine dreimonatige Ausbildung absolviert. 76 Prozent von ihnen haben bereits kurz nach Lehrabschluss eine feste Anstellung gefunden oder den Schritt in die Selbständigkeit geschafft.
Dieses Berufsbildungsmodell lässt sich auch auf weitere Regionen Äthiopiens sowie weitere afrikanische Länder übertragen und kann in die staatliche Bildungsstrategie einfliessen. Erste Erfolge zeigten sich schon in den ersten drei Jahren. Die Regionalregierung von Amhara erlaubt Helvetas, die staatseigenen Lehrwerkstätten zu benutzen und hat die Lehrpläne von SKY zum Standard für Kurzausbildungen für die ganze Region erklärt.
Keralem Genetu, 19, Möbelschreinerin in Ausbildung, Äthiopien