Seit sieben Jahren leben mehr als eine Million Rohingya auf engstem Raum in den Lagern von Cox's Bazar, ohne dass sich an ihrer Situation und ihrem rechtlichen Status etwas ändert. Wegen der erneuten Zunahme der Gewalt in Myanmar flüchten weitere Rohingya nach Bangladesch. Helvetas leistet Hilfe in den Flüchtlingscamps und hofft, dass die neue politische Situation im Land die Lage der Geflüchteten verbessert.
Helvetas, die Schweizer Organisation für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe, fordert eine erhöhte Aufmerksamkeit für die katastrophale Situation der Rohingya-Flüchtlinge und eine konstruktive Zusammenarbeit der internationalen Gemeinschaft mit der neuen Regierung in Bangladesch, um eine dauerhafte Lösung für die Krise zu finden.
Darüber hinaus fordert Helvetas die Regierung von Bangladesch auf, den humanitären Akteuren zu erlauben, die Menschen in den Flüchtlingscamps besser zu unterstützen, mit Bildungs- und Arbeitsangeboten sowie dem Bau von festen Unterkünften – Aktivitäten, die bisher verboten sind.
Die Krise zieht sich bereits seit sieben Jahren hin. Am 25. August 2017 flohen mehr als 750’000 Rohingya, die Opfer einer brutalen Militäroperation im Staat Rakhine in Myanmar geworden waren, in das benachbarte Bangladesch, wo sie nun im grössten Flüchtlingslager der Welt leben. Seit ihrer Ankunft in Bangladesch unterstützt Helvetas die rund eine Million Rohingya-Flüchtlinge in den 33 Lagern von Cox's Bazar mit humanitärer Hilfe und Ausbildungsangeboten.
Nicht als Flüchtlinge anerkannt
Die Rohingyas wurden in Bangladesch nicht als Flüchtlinge anerkannt. Die jüngste politische Krise des Landes, die zu Hunderten von Toten unter den Demonstrierenden und zur Flucht der Regierung geführt hat, hat Bangladesch in den Fokus der internationalen Öffentlichkeit gerückt. Die zunehmend prekäre Lage der Rohingya bleibt jedoch weitgehend unbeachtet.
Seit Oktober 2023 ist der Konflikt im Rakhine-Staat in Myanmar wieder aufgeflammt, was erneut viele Rohingya dazu veranlasst, aus der Region zu fliehen; der Bevölkerungsdruck in den Flüchtlingslagern verstärkt sich dadurch weiter. Unterernährung und Infektionskrankheiten wie Hepatitis C nehmen weiter zu – und wegen fehlender Gesundheitsdienste auch die Müttersterblichkeit.
Darüber hinaus hat sich die Sicherheitslage in den Flüchtlingscamps verschlechtert. Organisierte bewaffnete Gruppen und Banden nutzen die Instabilität aus und rekrutieren zwangsweise junge Menschen.
Wie Helvetas hilft
Helvetas arbeitet mit Rohingya-Flüchtlingen und der ansässigen Bevölkerung zusammen, um ihre Widerstandsfähigkeit gegen Naturkatastrophen zu stärken, ihre wirtschaftlichen Möglichkeiten zu verbessern und den sozialen Zusammenhalt zu fördern. Die Menschen in den Flüchtlingscamps und den umliegenden Dörfern beteiligen sich gegen Entschädigung an Arbeiten, die allen zugutekommen: Sie säubern Entwässerungsgräben, reparieren vom Regen beschädigte Strassen, Wege und Treppen oder pflanzen Bambus, um die Bodenerosion zu bremsen. Die Bewohner:innen und die lokalen Behörden entscheiden gemeinsam, welche Massnahmen am dringendsten sind.
Helvetas unterstützt ausserdem die lokalen Behörden dabei, Risiken von Wirbelstürmen, Sturzfluten und anderen Umweltgefahren zu kartieren, um Pläne für den Katastrophenfall zu entwickeln.
Die Schweizer NGO arbeitet vor allem mit Schulen zusammen, um eine Sicherheitskultur zu fördern. Schüler:innen und Lehrpersonen entwickeln Pläne, um besser auf Naturkatastrophen und Notsituationen reagieren zu können. Und sie leistet als Präventivmassnahme Aufklärung über Kinderehen. In den Rohingya-Flüchtlingscamps gibt es nur sehr wenige Grünflächen und daher keine Möglichkeit, richtige Gärten anzulegen. Helvetas stellt den Menschen deshalb Pflanzsäcke und andere Materialien zur Verfügung, damit sie darin Gemüse anpflanzen und sich gesund ernähren können.