Der Bombenterror, der Sri Lanka am letzten Wochenende erschütterte, hat nicht nur unbeschreibliches Leid über die Menschen gebracht. Er bringt auch den fragilen Versöhnungsprozess in Sri Lanka in grosse Gefahr. Genau das dürfte das perfide Ziel der Terroristen sein: In dem vom über 30-jährigen Bürgerkrieg bis 2009 noch immer tief gespaltenen Land wollen sie Angst, Misstrauen und Hass zwischen den kulturellen und religiösen Gemeinschaften säen und so immer mehr Menschen in die Arme extremistischer Organisationen treiben. Umso entscheidender ist es, dass die Menschen in Sri Lanka jetzt zusammenstehen und Zeichen gegen den Hass setzen.
Das Friedensprojekt «Crossing Boundaries - Youth» von Helvetas macht junge Frauen und Männer zwischen 15 und 29 Jahren in Sri Lanka zu Botschafterinnen und Botschafter des Friedens.
Junge Menschen sind, überall auf der Welt, auf der Suche nach Halt und Orientierung, deshalb sind sie besonders exponiert, um für gefährliche Botschaften empfänglich zu sein. Junge Männer und Frauen in Sri Lanka wachsen zudem oft mit negativen Vorurteilen gegenüber Menschen anderer Ethnien und Religionen auf. Gleichzeitig sind sie die Hoffnungsträger für eine friedliche Zukunft– und bringen eine ungeheure Energie mit, diese zu gestalten. Genau diese positive Energie nutzt das innovative Projekt, um ethnische und kulturelle Grenzen zu überwinden. Durch Dialog, Verständigung und Versöhnung, gefördert in Begegnungen, gemeinsamen Kursen und über sozialen Medien.
In Austauschprogrammen zwischen verschiedenen Landesteilen besuchen sich die Jugendlichen gegenseitig bei ihren Familien und erleben dort, wieviel sie mit Gleichaltrigen anderer ethnischer und religiöser Kulturen gemeinsam haben. Was alltäglich klingt, ist in Sri Lanka ein ungeheurer Schritt. Auch die Gasteltern sowie lokale Autoritäten wie Religionsführer, Dorfvorsteher und lokale Politikerinnen und Politiker sind in diese Aktivitäten einbezogen.
Sehen Sie in unserem Video, welche Zweifel und Ängste die jungen Menschen und ihre Familien überwinden müssen – und wie überwältigend die Erfahrung dieser Begegnungen sind. Oft entstehen bleibende Verbindungen zwischen ganzen Familien.
Seit 2016 wurden zudem 144 dieser Jugendlichen – darunter ebenso viele Frauen wie Männer – zu Jugendgruppenleitenden aus- und weitergebildet, die Jugendliche coachen und Erwachsenen in Workshops zeigen, wie sie Herausforderungen und Konflikte in ihren Familien und Gemeinschaften konstruktiv angehen können. Diese Leiterinnen und Leiter haben bisher über 6500 Jugendliche in Jugendclubs und Schulen und 20’000 Erwachsene in Familien und Gemeinden erreicht. Mit dem Effekt, dass die Jungen heute auch in den Gemeinden ernster genommen werden und mehr Raum für Mitsprache erhalten. Nicht zuletzt spielen soziale Medien eine immer stärkere Rolle, es entstehen Netzwerke, wo Jugendliche sich darüber austauschen was sie bewegt – und über ihre Rolle und Aufgabe in der Gesellschaft.
Helvetas führt in Nepal, Kirgistan und Bangladesch ähnliche Projekte mit dem gleichen Ziel durch: junge Menschen vor den gefährlichen Versprechungen des Extremismus zu schützen und ihnen die die Möglichkeit zu geben, aktiv an der Gestaltung einer friedlichen Zukunft ihres Landes mitzuwirken.