Trotz grosser Fortschritte bei der Wasserversorgung haben in Nepal rund die Hälfte aller Menschen noch keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und hygienischen Sanitäreinrichtungen in der Nähe ihres Zuhauses. Insbesondere Frauen und oftmals auch Kinder verbringen viel Zeit mit Wassertragen. Zeit, die sie nutzen könnten, um ein eigenes Einkommen zu erwirtschaften oder zur Schule gehen können.
In abgelegenen Gebieten Nepals setzt sich Helvetas dank der Unterstützung von Menschen wie Ihnen mit den lokalen Gemeinschaften und Behörden dafür ein, die verfügbaren Wasserressourcen zugänglich zu machen und sie sozial und gerecht zu verteilen. Dazu gehören auch gemeinsam erarbeitete Regeln für eine effiziente Nutzung des wertvollen Guts und der Schutz der Wassereinzugsgebiete.
Im Zentrum der Arbeit von Helvetas stehen benachteiligte Bevölkerungsgruppen und Frauen. Mit der Zeitersparnis durch eine sichere Wasserversorgung eröffnen sich ihnen Chancen auf neue Einkommensmöglichkeiten. Das schafft Perspektiven und führt Familien aus der Armut.
So können Frauen einen Garten anlegen oder den bestehenden Garten besser bewässern und dadurch mehr Gemüse anbauen. Die Kinder lernen in der Schule das ABC der Hygiene und tragen dieses Wissen nach Hause. Dank der neuen Wassersysteme, dank sanitären Einrichtungen und dank kleinen Hygienebotschafter:innen leben ganze Dörfer gesünder und können eine positive Entwicklung vorantreiben.
Gesundes Essen und Zukunftswünsche?
In Jyamire lebt Man Kumari mit ihren zwei Kindern Kristina und Laxman sowie ihren Schwiegereltern. Ihr Mann arbeitet, wie viele Nepales:innen, im Ausland.
Das Dorf Jyamire liegt im Distrikt Dailekh im Norden Nepals. Es befindet sich auf 1400 Metern über Meer und ist umgeben von Kiefern und Berg-Ebenholz. Jede freie Fläche wird mit Getreide, Gemüse oder Bananenstauden bepflanzt.
Die 30 Familien im Dorf profitieren von der 2021 fertiggestellten Wasserversorgung. Davor gab es praktisch keine Infrastruktur im Dorf und im Sommer herrschte oft Wassermangel. Insbesondere Frauen schleppten das Wasser von weit entfernten Quellen nach Hause. Das Wasser war verunreinigt und musste abgekocht werden. Trotzdem wurden die Menschen öfters krank davon – für kleine Kinder ist dies lebensbedrohlich.
Mit dem Wassernutzungssystem änderte sich vieles im Dorf: Bereits an der Planung und auch später am Bau waren alle Dorfbewohner:innen beteiligt. Das brachte sie auch als Gemeinschaft näher zusammen. Auch Man Kumari half bei diesem Projekt tatkräftig mit. Dank des Brunnens vor ihrem Haus steht ihr nun mehr und vor allem sauberes Wasser zur Verfügung. Das bedeutet: mehr Zeit für die Familie und den Gemüsegarten.
Man Kumari, Jyamire, Nepal
«In meinem Garten pflanze ich Kartoffeln, Kohl, Zwiebeln, Knoblauch und Bohnen an. Ich hatte schon vor dem Wassersystem einen Garten, aber er war sehr klein. Heute kann ich zusätzliche Gemüsesorten anbauen. Ausserdem verkaufe ich einen Teil des Gemüses auf dem Markt im nächstgrösseren Ort. Dadurch haben wir mehr Geld.. Abgesehen vom Gemüse bauen wir auch Weizen, Mais und Gerste an. Wir haben zudem eine Kuh, mehrere Büffel, Ziegen und Hühner. Heute haben wir genügend Wasser, um auch die Tiere gut versorgen zu können. Wir essen heute viel mehr Gemüse. Früher gab es nur Bohnen und Kartoffeln, Reis und Linsen.»
Auf Wunsch des Dorfes hat Man Kumari das Amt der Kassiererin übernommen. Sie erhält das Geld vom Brunnenverantwortlichen, der für die gerechte Wasserverteilung zuständig ist, die Wassergebühren einsammelt und den Brunnen in Schuss hält. Man Kumari führt über die erhaltenen Beiträge Buch und bringt das Geld zur Bank. Dieses wird für den Unterhalt der Wasserversorgung verwendet.
Das Wasser hat das Leben der Menschen in Jyamire von Grund auf verändert. Man Kumari traut sich heute sogar, Wünsche für die Zukunft zu formulieren:
«Ich wünsche mir, dass ich die Ausbildung zur Lehrerin fortsetzen kann. Ausserdem möchte ich meinen Kindern eine gute Ausbildung ermöglichen.»