Wie wird sozial nachhaltige Beschaffung Realität? Ein neues Gutachten der Berner Fachhochschule zeigt Städten und Gemeinden, wie sie soziale Nachhaltigkeit auch mit knappen Ressourcen umsetzen können. Die Autorinnen liefern praxisnahe Empfehlun-gen, die insbesondere auch kleineren Gemeinden helfen sollen, soziale Verantwortung in ihren Beschaffungsprozessen zu verankern und das neue Recht umzusetzen.
Medienmitteilung von Swiss Fair Trade, Partner von Helvetas in der NGO-Koalition öffentliche Beschaffung.
Mit dem Beschaffungsgesetz 2021 kam in der Schweiz ein überfälliger Paradigmenwechsel: Nachhaltigkeit wurde zur zentralen Leitlinie – ökologisch, wirtschaftlich und sozial. Öffent-liche Ausschreibungen sollen so sicherstellen, dass nicht nur der Preis, sondern auch faire und menschenwürdige Produktionsbedingungen zählen. Doch das Potenzial, soziale Nach-haltigkeit zu stärken, wird bei öffentlichen Beschaffungen bislang kaum genutzt.
Das liegt daran, dass fair und sozial nachhaltig beschaffen einfacher gesagt als getan ist: Die Umsetzung sozialer Nachhaltigkeit im öffentlichen Beschaffungswesen stellt Städte und Gemeinden vor grosse Herausforderungen. Es fehlt an zentralen Orientierungshilfen und Ressourcen. Hinzu kommen Wissenslücken und Rechtsunsicherheiten, welche die Umset-zung erschweren.
Das revidierte Beschaffungsrecht wirft dringende Fragen auf: Welche Verpflichtungen ent-stehen aus dem neuen Beschaffungsrecht für die soziale Nachhaltigkeit? Und wie können Städte und Gemeinden soziale Nachhaltigkeit und fairen Handel in ihren Beschaffungen effektiv umsetzen?
Neues Gutachten: Ergebnisse und Empfehlungen
Antworten liefert das neue Gutachten «Die soziale Nachhaltigkeit im öffentlichen Beschaf-fungswesen». Die Studie wurde von der Berner Fachhochschule im Auftrag von Swiss Fair Trade erstellt und von den Fair Trade Town-Gemeinden Amriswil, Arlesheim, Bülach, Carouge, Delémont, Fribourg, Glarus Nord, Gossau, Köniz, Renens, Wil sowie den NGOs Fairtrade Max Havelaar, Fastenaktion und Helvetas mitfinanziert.
Die Ergebnisse der Autorinnen Rika Koch und Lara Biehl vom Institut Public Sector Trans-formation der Berner Fachhochschule zeigen: Es ist möglich, Beschaffungsprozesse anzu-passen, um die soziale Nachhaltigkeit gezielt einzufordern. Bereits existierende Good-Prac-tice-Beispiele aus der Schweiz und der EU können dazu als Orientierung dienen. Um Sym-bolpolitik zu vermeiden und stattdessen echten sozialen Mehrwert zu schaffen, werden im Gutachten auch Risiken und Fallstricke beleuchtet.
Aus der Analyse der Berner Fachhochschule ergeben sich sechs konkrete Empfehlungen. Diese reichen von strategischen Überlegungen bis hin zu Nachweisforderungen. Das Gut-achten unterstützt Städte und Gemeinden dabei, dieses zentrale Nachhaltigkeitsziel in die Praxis umzusetzen und mit Leben zu füllen.
Die Publikation richtet sich an Beschaffungsverantwortliche, Projektleitende und politische Entscheidträger*innen auf Gemeindeebene. Sie finden das vollständige Gutachten und wei-tere Informationen hier: «Die soziale Nachhaltigkeit im öffentlichen Beschaffungswesen»
Im Nachgang an die Publikation der Studienergebnisse führt die Berner Fachhochschule in Zusammenarbeit mit Swiss Fair Trade verschiedene Workshops für die öffentliche Hand durch. Dadurch werden die betroffenen Gemeinden in der Umsetzung der Musterweisun-gen unterstützt.
Mehr Informationen:
Kontaktpersonen:
Prof. Dr. Rika Koch
Co-Fachgruppenleiterin
Public Procurement & Law
Tel. +41 31 848 51 52
rika.koch@bfh.ch
Lara Biehl
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Fachgruppe Public Procurement & Law
Tel. +41 31 848 50 81
lara.biehl@bfh.ch
Philipp Scheidiger
Geschäftsführer
Swiss Fair Trade
Tel. +41 61 260 21 61
philipp.scheidiger@swissfairtrade.ch