Dank Partnerschaften zu noch mehr Nachhaltigkeit im Kakaoanbau
Grenzüberschreitende Zusammenarbeit und messbare Fortschritte: Diese Themen stehen im Zentrum der ersten Mitgliederversammlung der Schweizer Plattform für Nachhaltigen Kakao (Kakaoplattform). Die Teilnahme der Direktoren der Ghanaischen Kakaobehörde und der Internationalen Kakao-Organisation unterstreichen die globale Einbettung der Schwei- zer Bemühungen zur Stärkung der Nachhaltigkeit im Kakaobereich. 2017 stammten rund 50 Prozent des in die Schweiz eingeführten Kakaos aus nachgewiesen nachhaltigem Anbau. Bis 2025 soll dieser Anteil auf 80 Prozent erhöht und der Fortschritt jährlich gemessen werden. Dazu wurde ein Messinstrument entwickelt, das alle Dimensionen der Nachhaltigkeit erfasst.
Medienmitteilung der Schweizer Plattform für Nachhaltigen Kakao, einer Partnerschaft zwischen SECO, Chocosuisse und Nichtregierungsorganisationen – darunter Helvetas.
Entwaldung, Klimawandel, Armut oder Kinderarbeit: Der Kakaosektor ist in verschiedenen Anbauländern mit grossen Herausforderungen konfrontiert. Doch signifikante Fortschritte sind möglich. «Die Schweizer Plattform für Nachhaltigen Kakao kann und will einen messbaren Beitrag für eine nachhaltigere Kakao-Wertschöpfungskette leisten», meint der Präsident des Vereins, Professor Ernst A. Brugger. Die Kakaoplattform hat dazu einen Messrahmen mit Schlüsselindikatoren entwickelt. Dieser erfasst alle Dimensionen der Nachhaltigkeit und orientiert sich auch an den Nachhaltigkeitszielen der UNO und an der Globalen Kakao-Agenda der Internationalen Kakao-Organisation ICCO. Von 50 auf 80 Prozent steigern.
Von 50 auf 80 Prozent steigern
Eine erste breit angelegte Erhebung zeigt, dass im Jahr 2017 die Hälfte der in die Schweiz impor- tierten Kakao-Äquivalente aus nachhaltigem Anbau stammte. Bei der Berechnung wurde als nach- haltiger Kakao berücksichtigt, welcher nach einem international anerkannten Nachhaltigkeitsstan- dard zertifiziert oder gemäss einem Nachhaltigkeitsprogramm produziert und von unabhängigen Drittparteien verifiziert wurde. Dabei wurde sowohl Kakao, der zur Verarbeitung in die Schweiz importiert wurde, als auch Kakao, der in verarbeiteter Form in Import-Schokolade enthalten ist, erfasst. Die Studie wurde durchgeführt auf der Basis der Schweizer Importstatistik und einer Um- frage bei den Mitgliederunternehmen der Kakaoplattform (Hersteller und Anbieter von Schoko- lade, Kakao-Lieferanten und Detailhändler). Die Kakaoplattform hat sich ein ehrgeiziges Ziel ge- setzt: Bis 2025 soll dieser Anteil auf mindestens 80 Prozent gesteigert werden.Potential der Mitglieder nutzen.
Potential der Mitglieder nutzen
Das Ziel ist ambitiös, aber realistisch. Die Mitgliederunternehmen der Kakaoplattform importieren zusammen über 90 Prozent des Kakaos in die Schweiz. Professor Brugger sagt dazu: «Gemeinsam haben wir es in der Hand. Und wir nutzen gezielt die Expertise der Mitglieder in unseren Arbeitsgruppen». Während 2017 bereits 80 Prozent der in der Schweiz verarbeiteten Kakaobohnen aus nachhaltigem Anbau stammten, besteht beispielsweise bei der importierten Kakaobutter noch grosses Ver- besserungspotenzial. Bisher kann erst bei 35 Prozent des in der Kakaobutter enthaltenen Kakaos ein nachhaltiger Anbau nachgewiesen werden. Ein Problem ist die mangelnde Rückverfolgbarkeit. Die Kakaoplattform hat deshalb zur Förderung der Rückverfolgbarkeit von Kakaobutter eine spe- zielle Arbeitsgruppe gegründet. Weitere Arbeitsgruppen bestehen zu den Themen bäuerliches Ein- kommen und Kinderarbeit, Entwaldung und Biodiversität, Zugang zu Finanzierung sowie Cadmi- umaufnahme durch Kakaopflanzen. „Die Aktivitäten der Plattform sind eine wichtige Ergänzung der Bemühungen unserer Unternehmen. Die Komplexität der Herausforderungen bedingt ein gemeinsames Engagement und eine auf Vertrauen basierende Zusammenarbeit“, sagt Urs Furrer, Direktor von Choco- suisse, der die Schweizer Schokoladehersteller im Vorstand der Plattform vertritt.
Klare und messbare Ziele setzen
An der heutigen ersten Mitgliederversammlung haben die Mitglieder der Plattform eine gemein- same Definition und konkrete Prinzipien für nachhaltigen Kakao verabschiedet. Damit bekennt sich der Verein unter anderem dazu, sich für die Förderung von angemessenen Lebensbedingun- gen und eines Beitrags an ein nachhaltig existenzsicherndes Auskommen von Kakaobäuerinnen und -bauern zu engagieren, und sich an der Bekämpfung von Kinderarbeit und Entwaldung sowie an der Förderung der Biodiversität in den Kakaoanbaugebieten zu beteiligen. Um die Zielerrei- chung des Engagements überprüfen zu können, hat eine Task Force aus Mitgliedern der Kakao- plattform mit dem Monitoring, Evaluation and Learning Framework (MEL) einen transparenten und alle Dimensionen der Nachhaltigkeit erfassenden Messrahmen erarbeitet. «Nur mit einem verbind- lichen Messrahmen können die Fortschritte im Kakaosektor transparent dokumentiert werden», erklärt der Präsident, und Esther Haldimann, Leiterin des Beratungsdienstes bei Helvetas und Vertreterin des NGO Sektors im Vorstand, ist überzeugt dass "durch den Miteinbezug der Zivilgesellschaft und der Forschung sichergestellt wird, dass nebst den wirtschaftlichen auch den sozialen und ökologischen Aspekten der Nachhaltigkeit angemessen Rechnung getragen wird".
Internationalen Dialog stärken
Die Kakaoplattform setzt sich für eine enge Kooperation mit allen wichtigen Akteuren im weltwei- ten Kakaosektor ein. So zum Beispiel auch mit der Ghanaischen Kakaobehörde. Die Schweiz im- portiert die grösste Menge der Kakaobohnen aus diesem westafrikanischen Land. Der Direktor der Ghanaischen Kakaobehörde, Joseph Boahen Aidoo, präsentierte heute an der Mitgliederversamm- lung die zweite Entwicklungsstrategie für den Ghanaischen Kakaosektor. Diese zielt darauf ab, die Produktivität des Kakaoanbaus zu steigern und die Kleinbauern so zu positionieren, dass diese in einem modernen Geschäftsumfeld nachhaltig arbeiten können. Ebenfalls an der heutigen Mitglie- derversammlung anwesend ist Michel Arrion, Direktor der Internationalen Kakao-Organisation. Besonderes Augenmerk richtet die ICCO in ihrer neuen Strategie in den nächsten fünf Jahren auf die Einkommen und Lebensstandards der Kakaobauern und die nachhaltige Nutzung der Umwelt. «Die Strategie der ICCO ist für uns sehr wichtig, auch wir orientieren uns an ihr», sagt Professor Ernst A. Brugger zur Teilnahme von Michel Arrion an der Veranstaltung.
Innovative Projekte fördern
Die Mitglieder der Kakaoplattform setzen auf sektorübergreifende Partnerschaften und initiieren innovative Projekte zur Förderung der Nachhaltigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Im Rahmen der ersten Projektausschreibung wurden insgesamt sieben Projekte bewilligt, die vom Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) mitfinanziert werden. Mit den Projekten werden innovative Ansätze erprobt, mit dem Ziel diese später auf grössere Gebiete oder andere Regionen auszudeh- nen. Der Start zur Umsetzung der Projekte erfolgt noch in diesem Jahr. "Der Bund durch SECO ist engagierter Partner dieser innovativen Multi-StakeholderInitiative. Wir möchten durch unser Engage- ment sicherstellen, dass die Schweiz ihren Beitrag zur Verbesserung des Wohlstands in den Ursprungsländern des Kakao leistet. Eine auf Vertrauen basierte Partnerschaft, wie diejenige der Kakaoplattform, ist das beste Rezept", sagt Monica Rubiolo, Leiterin Handelsförderung, Wirtschaftliche Zusammen- arbeit und Entwicklung beim SECO.
Kontakte für Medien
Schweizer Plattform für Nachhaltigen Kakao
Ernst A. Brugger, Präsident
Tel. 079 420 47 08, eab@bruggerconsulting.ch
Christine Müller, Geschäftsleiterin
Tel. 079 742 49 55, christine.mueller@kakaoplattform.ch
CHOCOSUISSE
Urs Furrer, Direktor
Tel. 079 215 81 30, urs.furrer@chocosuisse.ch
SECO
Lorenz Jakob, Informationsbeauftragter Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Tel. 079 810 31 93, lorenz.jakob@seco.admin.ch
NGOs
Esther Haldimann, Leiterin Beratungsdienst, HELVETAS Swiss Intercooperation Tel. +41 79 624 74 48, esther.haldimann@helvetas.org
Forschung
Johan Six, Professor, ETH Zürich Tel. +41 78 827 19 14, jsix@ethz.ch