Tag 1 bis 3: Die Musik und Kunst der Strassen
Kaum angekommen, legen wir los mit unserem Musik- und Kunstschaffen. Teils unter staubigen Bedingungen: Während der Schweizer Künstler Rips1 im Rahmen einer Street-Art-Ausstellung eine Wand für Viva con Agua bemalt, wird neben ihm ein Haus abgerissen. Alles ist Teil des Erlebnisses «Art and Music create Water!». Die ebenfalls aus der Schweiz und Deutschland angereisten Musiker Dabu Fantastic und Mal Élevé kreieren in Windeseile einen Song aus Geräuschen, die sie auf einer gemeinsamen Taxifahrt aufgenommen haben. Damit wir beim geplanten Workshop in einer Schule einen Begrüssungs-Act vorweisen können, haben wir alle den Refrain und einen Tanz dazu einstudiert. «Pani nae Jivan ho – Water is Life!»: Unser Ohrwurm für die nächsten zwei Wochen.
Tag 4 und 5: Universelle Sprache Farbe, Musik und Bewegung
Zwei Tage verbringen wir in einer öffentlichen Schule. Wir wollen mit Kunst, Musik und Sport fürs Thema Wasser sensibilisieren. Mit bunten Handabdrücken an der Schulhauswand bringen wir einerseits Farbe in die Schulen, andererseits zeigen wir den Kindern so, wie schnell sich Bakterien (wie Farbe) verbreiten, wenn man sich die Hände nicht wäscht. Am Ende tanzen, singen und malen wir zusammen.
Tag 6: Music creates Water!
Wir organisieren einen Konzertabend in einem Café. Mit dabei sind Dabu Fantastic, Mal Élevé sowie zwei junge, talentierte nepalesische Songwriter. Über 100 Gäste kommen, der Laden platzt aus allen Nähten. Eine schöne Überraschung für alle! Besonders toll ist, dass viele Locals kommen, aber auch viele Leute vom Helvetas-Büro, der DEZA, dem Goethe-Institut. So führen wir die NGO-Welt mit der Subkultur und Jugend zusammen, wie es unser Ziel ist!
Tag 7: Entlang dem Himalaya ins Projektgebiet
Nach einem spektakulären Flug am Südrand des Himalayas entlang treffen wir in Surkhet in Westnepal ein. Was für ein Kontrast zum lauten und staubigen Kathmandu! Wir wollen uns die Wasserprojekte von Helvetas ansehen, die Viva con Agua mit Spenden ermöglicht. Gleichzeitig feiern wir den interkulturellen Austausch mit Kunst, Musik und Sport, um nicht nur Eindrücke mitzunehmen, sondern auch welche zu hinterlassen.
Tag 8: Lapha Homestay
Wir holpern über wunderschöne Hügel ins Dorf Lapha, wo uns das lokale Wasserkomitee ein geplantes Wasserprojekt vorstellt. Hierhin fliessen 2019 die Spenden, die Viva con Agua 2018 gesammelt hat! Auf dem Programm stehen viel Tanz und Essen – und eine Übernachtung in einem Homestay bei Einheimischen.
Wasser-Patenschaft
Tag 9: Klos für Alle!
Pünktlich zum Welttoilettentag ist uns in der Herberge in Dullu auf 1500 m.ü.M. das Wasser zum Spülen ausgegangen. Das macht mich nachdenklich. Der Zusammenhang zwischen fehlenden Latrinen und Trinkwasser ist in den Dörfern besonders augenfällig. Kurz: Unsere Unterstützung wird hier gebraucht. Wir besuchen eine «Blue School», wo Helvetas neben dem Bau von Wasserhähnen und Latrinen die Kinder für das Thema Wasser und Hygiene sensibilisiert. Ganz im Stil von Viva con Agua begrüssen uns die 500 (!) SchülerInnen mit einem Händewasch-Tanz und selbst geschriebenen Wasser-Songs. Wir erwidern die warme Begrüssung mit unserem Ohrwurm in voller Lautstärke und bemalen zusammen ein halbes Schulgebäude – 500 bunte Handabdrücke brauchen halt ihren Platz.
Tag 10: Pump it up!
Am Vormittag besuchen wir ein Dorf, wo die Familien immer noch täglich neun Stunden (!!) laufen müssen (sechsmal eineinhalb Stunden), um Wasser für den Haushalt zu holen. Aber dank einem Regenwassertank haben sie auch in der Trockenzeit, wenn die Quellen versiegen, immerhin genug Trinkwasser. Das ist heavy, aber für uns wichtig zu sehen, dass es noch viel zu tun gibt und mit dem Bau eines Tanks nicht einfach alles erledigt ist. Wir nehmen das als Motivation, unser Engagement zuhause voranzutreiben und weiterhin eng mit Helvetas zusammenzuarbeiten.
Später klettern wir zu einer Innovation hoch, einer solarbetriebenen Wasserpumpe auf einem Hügel. Das Wasser wird hier 111 Meter in die Höhe gepumpt und versorgt 98 Haushalte. Wir finden heraus, dass genau diese Pumpe mit Viva-con-Agua-Geldern finanziert worden ist. Was für ein emotionaler Moment; ich bin kurz sehr stolz.
Tag 11: Das Wandern ist Viva con Aguas Lust!
Am letzten Tag im Projektgebiet machen wir eine Wanderung zu einem abgeschlossenen Wasserprojekt. Im Gespräch mit den Dorfbewohnern erfahren wir: Ein Wasseranschluss bedeutet mehr als «nur» sauberes Trinkwasser. Er bedeutet auch, dass Frauen weniger krank werden, weil sie sich während ihrer Menstruation waschen können. Dass Kinder rechtzeitig, oder überhaupt, zur Schule kommen, weil das Zmorge pünktlich parat ist. Und dass die Einheimischen mit dem Verkauf von Gemüse einen Batzen dazuverdienen – den sie wiederum in die Wasserversorgung investieren können.
Tag 12 und 13: Netzwerke stärken
Die letzten zwei Tage in Kathmandu sind erneut gespickt mit Kunst und Musik. Kunst, weil eine Vernissage von Micro Galleries stattfindet, einer globalen Kunstbewegung, die Kunst auf die Strassen trägt, um positiven Wandel auszulösen. Unsere Künstlerinnen und Künstler dürfen in der historischen Stadt Patan Wände bemalen. Musik, weil ein grosser Konzertabend mit lokalen Musikern, Mal Élevé und Dabu Fantastic und viel Publikum unserer Reise den fulminanten Schlusspunkt setzt.
In diesen zwei Wochen sind starke Netzwerke und Freundschaften entstanden, die die Vision von Viva con Agua teilen. Sowohl im urbanen Kathmandu wie auch im ruralen Surkhet hat unser Ansatz, Leute mit Musik und Kunst zu erreichen, funktioniert und einzigartige Momente und Begegnungen ermöglicht. Ich freue mich, diese Erfahrungen und Erlebnisse zurück in unser Netzwerk in der Schweiz zu tragen.
VIVA CON AGUA
Viva con Agua setzt sich dafür ein, dass alle Menschen weltweit Zugang zu sauberem Trinkwasser erhalten. Der gemeinnützige Verein fördert Wasserprojekte und Aktionen im In- und Ausland und setzt dabei auf positiven Aktionismus. Mit den universellen Sprachen Musik, Kunst und Sport sollen Menschen für sauberes Trinkwasser aktiviert und Spenden gesammelt werden. Seit der Gründung 2007 konnten weltweit rund zwei Millionen Menschen von der Arbeit von Viva con Agua profitieren.