Der Boden ist plötzlich zu trocken, und heftige Stürme bedrohen die Ernte: Der Klimawandel zwingt Kleinbauernfamilien weltweit, ihre Anbauweise anzupassen. Dabei nutzen sie mutige Ansätze, ausgefallene Ideen und altbekanntes Wissen, wie diese kleine Auswahl zeigt.
Mangroven sind für Küstengemeinden überlebenswichtig: Die Bäume am Meeresufer bieten Lebensraum für über 3000 Fischarten, schützen vor steigendem Meeresspiegel und vor Stürmen, die Salzwasser ins Land tragen. Doch sie schwinden – wegen des Klimawandels und um daraus beispielsweise Holzkohle herzustellen. In Myanmar werden sie nun mit Hilfe von Drohnen wieder aufgeforstet. Abgeholzte Gebiete werden mit Luftbildern kartiert und Drohnen streuen gezielt Samenkapseln in Schutzzonen ab. Ein Drohnen-Startup instruiert lokale Gemeinschaften, die Drohnen zu bedienen. Eine Milliarde Mangrovenpflanzlinge konnte so auf 350’000 Hektaren ausgesetzt werden.
Die richtige Mischung
Agrarökologie ist eine Alleskönnerin und in vielen Helvetas-Projekten zentral: Seit Jahrhunderten werden in Lateinamerika Kürbis, Mais und Bohnen kombiniert angebaut. Mais dient den Bohnen als Rankhilfe, die Bohnen geben via Boden den anderen Sorten wichtige Nährstoffe ab. Die Kürbisblätter halten den Boden schattig kühl und feucht. Und in Helvetas-Projekten in Madagaskar, Bolivien und Peru wächst zwischen Bananenpalmen Kaffee oder Kakao. Solche Mischkulturen – auch als Waldgärten angelegt – sind angepasst an örtliche Bedingungen, bringen weniger Ernteausfälle, fördern Erträge und schützen die Böden.
Wetterberatung via Telefon und Radio
In Mali schult Helvetas junge Bäuer:innen darin, meteorologische Daten zu sammeln und via Smartphone an den nationalen Wetterdienst zu senden. Im Gegenzug bietet der Wetterdienst ihnen via Radio und Telefon Wettervorhersagen und darauf angepasste landwirtschaftliche
Ratschläge.
Meeresgemüse der Zukunft
In Norditalien betreiben enthusiastische Taucher:innen Unterwasser-Landwirtschaft: In Gewächshäusern in transparenten Kunststoffglocken auf dem Meeresgrund, nahe genug am Licht, pflanzt das Forschungsteam Basilikum, Salat, Pilze und Erdbeeren an. Die Vorteile sind zahlreich: keine Schädlinge und Erosion und dank Kondensation von entsalztem Wasser ist es stets genug feucht. Was «als verrückte Idee und Provokation» begann, entwickelte sich für das Team zur Vision einer alternativen Landwirtschaft in Zeiten des Klimawandels. Hier entsteht quasi «Pesto Genovese al mare».
Schwimmende Gärten
Monsune und Wirbelstürme setzen Kleinbäuer:innen in Bangladesch zu. Initiative Bäuer:innen haben deshalb – auch zusammen mit Helvetas – eine alte Technik wiederbelebt. Während der Monsunzeit bauen sie aus Unkraut, Wasserhyazinthen oder Reisstängeln Flosse. Auf diesen organischen Beeten pflanzen sie saisonales Gemüse an. Steigt das Wasser, heben sich die Flosse mit. Schwimmende Farmen und Gärten existieren auch in Europa, etwa in Rotterdam – dort allerdings aus Metall und für Kühe, die darauf grasen.