Mark Emmanuel Bamidele, Gründer und CEO von Diaspora TV Switzerland
Zweite Chance für Schulabbrecherinnen: Eine Schulbildung für Moufira Bio Idrissou, Benin
In Benin erhalten Kinder, die die Primarschule zu früh verlassen mussten, im Rahmen eines Deza-Projekts, das von Helvetas und Solidar Suisse gemeinsam durchgeführt wird, eine zweite Chance. Moufira Bio Idrissou hat diese mit Begeisterung gepackt und stand am Ende der Corona-Einschränkungen kurz vor ihrem Schulabschluss: «Ich muss meine Prüfungen bestehen, denn ich will Lehrerin werden, wenn ich gross bin», erzählte sie damals etwas aufgeregt. 9'000 Kinder, davon rund 6'000 Mädchen, haben dank des Projekts bislang verpasste Schuljahre nachholen können. Dass sie zuerst in der lokalen Sprache und erst danach in Französisch unterrichtet werden, schafft bei den Eltern Vertrauen. Durch die Initiative ist die Zahl der Mädchen, die früh verheiratet werden, und auch die Zahl früher Schwangerschaften in der Region gesunken. Moufira hat ihre Prüfungen übrigens bestanden. Heute besucht sie bereits eine weiterführende Schule.
Cécile Bühlmann, ehemalige Nationalrätin der Grünen
Nie zu alt, um Chancen zu packen: Eine Weiterbildung für Angelina Méndez, Guatemala
«Mir geht es heute sehr gut. Manchmal denke ich, hätte ich eine Ausbildung gemacht, als ich jünger war, hätte ich früher gelernt, als Frau für mich einzustehen. Und dann wäre mein Leben anders verlaufen. Aber jetzt bin ich aufgewacht, jetzt ich bin glücklich», erzählt Angelina Méndez aus Guatemala. «Ich habe mich um meine Kinder gekümmert, als mein Mann mich verlassen hat. Ich habe alles selbst geschafft. Sie zu ernähren, das Haus sauber zu halten. Alles. Dann habe ich lesen gelernt, als ich Zeit hatte, und habe mich weitergebildet.» Heute ist Angelina Méndez Vizepräsidentin einer Frauenorganisation, entschlossen und stark. Aber auch dankbar für die Chance, als Frau in einem Helvetas-Projekt zur Frauenförderung gelernt zu haben, hinzustehen und zu führen. Und den Mut zu haben, sich für die Stärkung der Frauenrechte und die Entwicklung ihres Dorfes einzusetzen.
Jürg Schoch, ehem. Direktor unterstrass.edu (Gymnasium Unterstrass/Institut Unterstrass an der PHZH) und Präsident Allianz Chance+ für gerechte Bildungschancen im Jugendalter
Vergessen sind die Suizidgedanken: Perspektiven für Sauveson Bonnet, Haiti
Nichts liess Sauveson Bonnet unversucht, um sich nach dem Tod des Vaters ein eignes Leben aufzubauen. Er, der im Süden Haitis aufwuchs, suchte sein Glück auch in der Hauptstadt, um etwas Geld zu verdienen, stellte dort Seife und Abwaschmittel her. «Aber das Elend war grauenhaft», erzählt er. Er habe damals sogar nach Wegen gesucht, seinem Leben ein Ende zu bereiten. Hoffnungslos und deprimiert raffte er sich dennoch auf, als sein Cousin ihm von einer Ausbildung erzählte, die besonders benachteiligten jungen Menschen ohne Perspektiven offenstehe. Heute ist Sauveson Schlosser und hat mit einem Geschäftspartner eine eigene Werkstatt und volle Auftragsbücher. Auf der Bestellliste stehen Wachhäuschen aus Metall und Karosserien für Lastwagen, die zu Bussen umgebaut werden, neue Fahrgestelle für Autos so wie Fenster und Türrahmen. «Ich bin stolz auf mich. Diese Ausbildung hat mir zu Respekt verholfen. Ich bin jetzt jemand», sagt Sauveson. Er sei ein gefragter Handwerker und ein Tag ohne Einkommen gebe es eigentlich nie. Auch in zahlreichen anderen Ländern bietet Helvetas besonders benachteiligten jungen Menschen kurze Ausbildungen in aussichtsreichen Berufen an. Sie verbinden nicht nur Theorie und Praxis, sondern die jungen Menschen lernen auch, wie man ein Geschäft führt.
Rahel Schwab, Geschäftsführerin Schweizerischer Gemeinnütziger Frauenverein Bern
Patrick Rohr, Kommunikationsberater, Fotojournalist und Buchautor
In der Nähe statt in der Ferne arbeiten: Wirtschaftsförderung für Ilir Blliku, Albanien
Ilir Blliku verliess nur widerwillig sein Dorf im ländlichen Albanien, um auf den grossen Feldern in Griechenland etwas Geld zu verdienen. Als Ungelernter konnte er dort weder auf einen existenzsichernden Lohn noch auf eine sichere Anstellung oder würdige Arbeitsbedingen zählen. Aber Alternativen sah er keine. Auch sein Vater arbeitete als Gastarbeiter auf italienischen Plantagen. Bei einer seiner seltenen Reisen nach Hause lernte er jedoch Besnik Koci kennen, einen Unternehmer für aromatische Heilpflanzen. Dessen Unternehmen war im Rahmen eines Deza-Projekts von Helvetas umfassend beraten und gefördert worden. So dass es expandieren und ungelernten jungen Menschen wie Ilir eine Arbeitschance geben konnte. Heute lebt Ilir wieder in Albanien und hat im Unternehmen eine Managementposition inne. Sein Chef ist überzeugt, dass Ilir für die Zukunft des Unternehmens steht. Es hat sich für alle ausgezahlt, in die Befähigung von Menschen und Unternehmen zu investieren: Die Firma konnte ihren Gewinn mehr als vervierfachen und Ilir sieht seine Zukunft nun in seiner Heimat.
Marianne de Mestral, Rentnerin und Freiwilligenaktivistin, 30.8.1936