Angelo Gnädinger
Angelo Gnädinger ist Jurist mit langjährigen Erfahrungen in der Humanitären Hilfe: Nach dem Studium war er einige Jahre Untersuchungsrichter in Schaffhausen. Ab 1984 engagierte er sich für das IKRK im Nahen Osten und im südlichen Afrika, bevor er als verantwortlicher Leiter die Schutz- und Hilfsaktionen des IKRK in zahlreichen Krisenregionen koordinierte. Danach war er von 2002 bis 2010 als Generaldirektor des IKRK tätig. Später arbeitete er im Bereich der politischen Mediation, unter anderem für das Genfer Centre for Humanitarian Dialogue und als OSZE-Sonderbeauftragter für den südlichen Kaukasus. Heute ist Angelo Gnädinger Stiftungsrat bei Cinfo und Swisspeace.
Nachgefragt: 4 Antworten von Angelo Gnädinger
1. Was motiviert Sie, als Zentralvorstandsmitglied für Helvetas zu arbeiten?
Ich möchte die Erfahrungen, die ich in der humanitären Arbeit gesammelt habe, mit dem Entwicklungsansatz von Helvetas verbinden - hoffentlich nutzbringend. Während meines langjährigen Engagements in der humanitären Arbeit wurde mir zunehmend bewusst, dass die Nothilfe und die Entwicklungsarbeit entschieden intensiver zusammenarbeiten sollten. In zahlreichen strukturschwachen, krisenanfälligen Ländern wie auch in langjährigen ungelösten Konfliktsituationen fallen die Entwicklungsperspektive und die Krisenintervention oft komplett zusammen.
2. Was interessiert Sie an der Entwicklungszusammenarbeit besonders?
Die Entwicklungszusammenarbeit ist für mich das positive Gesicht der Globalisierung. Sie bringt zum Ausdruck, dass wir über alle politischen, geographischen und kulturellen Schranken hinweg zusammenarbeiten müssen, wenn wir unseren Planeten in seiner ganzen Vielfalt erhalten und auch für künftige Generationen lebenswert machen wollen.
3. Sie bringen reiche Erfahrungen in internationaler Zusammenarbeit mit. Was zeichnet Helvetas Ihrer Ansicht nach aus?
Helvetas hat über die Jahrzehnte als Entwicklungsorganisation eine überzeugende Erfolgsgeschichte aufgebaut, und hat neue Entwicklungen und Herausforderungen mit einer beeindruckenden dynamischen Kontinuität aufgenommen und integriert. So hat Helvetas gelernt, mit Ansprechpartnern in aller Welt Beziehungen auf Augenhöhe zu entwickeln.
4. Wo sehen Sie Herausforderungen und Chancen für Helvetas?
Ich sehe im Paradigmenwechsel von der Entwicklungshilfe zur globalen Entwicklungszusammenarbeit eine enorme Herausforderung. Auch wir im saturierten Westeuropa haben grossen „Entwicklungsbedarf“: Wir müssen unsere zwanghafte Wachstumsgläubigkeit überwinden und den Weg zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft finden. Dies kann nur durch einen konzertierten fundamentalen Wandel bewirkt werden, wie er ansatzweise in der Agenda 2030 der UNO angesprochen ist. Für Helvetas beinhaltet dies dank ihres reichen Erfahrungsschatzes auch eine grossartige Chance.