Die Zunahme der globalen Krisen hat laut Welthunger-Index zu einer katastrophalen Trendwende bei der Entwicklung der Unterernährung geführt.
Im Vorfeld des Welternährungstages vom 16. Oktober konstatiert die Koalition von sieben europäischen NGOs «Alliance2015», darunter Helvetas: Der Klimawandel, die Covid-19-Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben die bisherigen Erfolge in der Hungerbekämpfung zunichte gemacht.
Heute leiden weltweit 828 Millionen Menschen an Hunger, und diese Zahl könnte in den nächsten Jahren noch steigen.
Angesichts dieser Ausgangslage hat Helvetas einen dringenden Appell für globale Gerechtigkeit lanciert, der sich an die Schweizer Politik richtet. Die Organisation für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe ruft den Bund auf, sofort 100 Millionen Franken zusätzlich zur Verfügung zu stellen, um den Hunger in der Welt zu bekämpfen. Diese Summe sollte dem Welternährungsprogramm (WFP) zur Verfügung gestellt werden.
Laut dem Welthunger-Index ist die Unterernährung in Südasien und Afrika südlich der Sahara am stärksten. Südasien hat die höchste Rate an Wachstumsverzögerungen bei Kindern und die bei weitem höchste Rate an Auszehrung (niedriges Gewicht im Verhältnis zur Körpergrösse) bei Kindern in allen Regionen der Welt.
In Afrika südlich der Sahara ist die Kindersterblichkeitsrate die höchste weltweit. Weil Teile Ostafrikas unter einer der schlimmsten Dürren der letzten 40 Jahre leiden, ist das Überleben von Millionen von Menschen dort akut gefährdet.
Besonders alarmierend ist die Ernährungssituation in folgenden Ländern: Zentralafrikanische Republik, Tschad, Demokratische Republik Kongo, Madagaskar und Jemen. Auch in Burundi, Somalia, Südsudan und Syrien sind die Herausforderungen riesig.
Helvetas ist bei ihrer Arbeit in rund 30 Ländern tagtäglich mit den verheerenden Folgen des Klimawandels und den Folgen eines nicht nachhaltigen Umgangs mit natürlichen Ressourcen konfrontiert. Hitzewellen, starke Regenfälle und Wirbelstürme zerstören die Ernten. Dürren und ausgelaugte Böden gefährden langfristig die Produktion.
Die nachhaltige Nahrungsmittelproduktion muss daher stärker gefördert werden. Mit agrarökologischen Methoden, lokalem Saatgut und dem vielfältigen Kulturen können der Einsatz von chemischen Düngemitteln und die Abhängigkeit von internationalen Märkten verringert und gleichzeitig gesündere Lebensmittel in ausreichender Menge produziert werden.
Die heute vorherrschende industrielle Landwirtschaft ist für einen Grossteil der Treibhausgase verantwortlich, insbesondere durch die Rodung von Wäldern für riesige Plantagen und den Anbau von Futterpflanzen. Auch der Einsatz von Mineraldünger, die industrielle Intensivtierhaltung und die Methanemissionen von Wiederkäuern haben einen Einfluss.
Zusätzlich zu den aktuellen Krisen haben die Menschen in Entwicklungsländern mit Armut und Ungleichheit, schlechter Regierungsführung und Infrastruktur, sowie geringer landwirtschaftlicher Produktivität zu kämpfen. Um das Hungerproblem nachhaltig zu lösen, braucht es politische Lösungen und Massnahmen auf jeder dieser Ebenen, die alle einen Einfluss haben auf das globale Ernährungssystem.
Hier gehts zum Download des Welthunger-Index 2022.
Kurzversion des Welthunger-Index 2022