In ihrem heute veröffentlichten Nachhaltigkeitsbericht räumt die Schweizer Nationalbank endlich ein, dass der Klimawandel auch für die Volkswirtschaft und die Finanzmärkte weitreichende Folgen haben kann. Dennoch setzt die SNB noch immer keine Klimaziele für ihre Anlagen und verkennt weiterhin den wichtigen Zusammenhang zwischen Klima- und Naturschutz und der Stabilität des Finanzsystems. Ihrem Mandat und den internationalen Klima- und Umweltzielen kann sie so kaum gerecht werden.
Medienkommentar der Klima-Allianz Schweiz, zu der Helvetas und andere Organisationen gehören.
Asti Roesle, zuständig für Finanzsektor und SNB bei der Klimaallianz: «Es ist erfreulich, dass sich die SNB vermehrt mit dem Klimawandel auseinandersetzt. Bei diesem ersten Trippelschritt in die richtige Richtung darf es jedoch keinesfalls bleiben. Weiterhin fehlen grundlegende Massnahmen, um den Herausforderungen der Klima- und Biodiversitätskrise zu begegnen.»
In ihrem Bericht beschreibt die Nationalbank erstmals den im Berichtsjahr erarbeiteten Transitionsplan und zeigt darin auf, wie die betrieblichen Emissionen bis 2050 in Richtung Netto-Null reduziert werden sollen. Der Löwenanteil des CO2-Fussabdrucks der SNB steckt jedoch nicht in den betriebseigenen, sondern vielmehr in jenen Emissionen, die durch das riesige Anlageportfolio finanziert werden.
Diese werden zwar erstmals mit Kennzahlen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, Emissionen aus den Lieferketten der finanzierten Unternehmen werden allerdings ignoriert. Dabei sind es gerade diese sogenannten Scope-3-Emissionen, die den mit Abstand wichtigsten Teil ausmachen. Nach Einschätzung der Klima-Allianz berechnet die SNB ihre finanzierten Emissionen damit um den Faktor drei bis vier zu tief und begründet dies lediglich mit angeblich unzureichender Datengrundlage.
Scope 3 miteinbezogen verursachen allein die zehn grössten Unternehmen mit bedeutender fossiler Infrastruktur im SNB-Portfolio über 12 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente und damit mehr als die von der SNB ausgewiesenen finanzierten Emissionen insgesamt.
Trotz kleiner Fortschritte sollte die SNB die Transparenz- und Rechenschaftspflichten gegenüber der Öffentlichkeit weiter deutlich verbessern. Im Rahmen ihres Mandats und im Gesamtinteresse des Landes könnte die Nationalbank die Pariser Klimaziele und die Übereinkunft über die biologische Vielfalt, welche beide von der Schweiz unterschrieben wurden, bereits heute in ihre Kerntätigkeit integrieren, um ihren Auftrag der Preis- und Finanzstabilität heute und langfristig erfüllen zu können. Doch davon ist sie noch weit entfernt.
Es fehlt weiterhin an einer öffentlich nachvollziehbaren Strategie mit klaren Klima- und Umweltzielen. Ausserdem sollte die bestehende Informationspflicht der SNB gegenüber der Bundesversammlung explizit auch die Frage umfassen, inwieweit ihre Geldpolitik das öffentliche Interesse am 1.5-Grad-Ziel und dem Erhalt der Biodiversität berücksichtigt. Ein entsprechender Antrag wurde von einer Gruppe Klima-Aktionär:innen im Hinblick auf die SNB-Generalversammlung eingereicht.
Kontakt
Asti Roesle,
Klima-Allianz Schweiz
+41 79 277 33 85, asti.roesle@klima-allianz.ch
Carolin Carella,
WWF Schweiz
carolin.carella@wwf.ch