Helvetas und die ETH Zürich entwickeln gemeinsam ein technisches System, das die Arbeit armer Bauernfamilien in Nepal erleichtert und ihnen neue Einkommensquellen erschliesst. Aufgrund der positiven Erfahrungen soll die Kooperation zwischen Universität und Entwicklungszusammenarbeit nun auf weitere Projekte ausgedehnt werden.
Studierende der ETH Zürich haben in enger Zusammenarbeit mit der Schweizer Entwicklungs-organisation Helvetas ein technisches System entwickelt, das den Bedürfnissen armer Bauern-familien in Nepal entspricht und die Produktion von Öl aus wildwachsenden Walnüssen grundlegend vereinfacht und verbessert. Die besondere Herausforderung der Produktentwicklung: Eine technische Lösung zu finden, die günstig und in Nepal selber hergestellt und instandgehalten werden kann. Heute wurde das Produkt dieser neuartigen Kooperation an der ETH Zürich einem interessierten Publikum vorgestellt.
Ein Fahrrad betreibt das System
Das mit einem Fahrrad betriebene System vollzieht sämtliche Prozessschritte von der Nuss zum Öl: Knacken der Nüsse, Separieren von Schale und Frucht, Pressen von Öl. Mit der technisch komplexen, in Herstellung und Anwendung aber einfachen Maschine können die nepalesischen Frauen, die bisher für wenige Liter Öl zwei Monate lang harte Handarbeit leisten mussten, die gleiche Menge Öl zehnmal schneller produzieren. Ziel ist es, dass sie künftig das Öl, das sie nicht für den Eigengebrauch verwenden, verkaufen und sich damit einen Zusatzverdienst schaffen können – zum Beispiel für die Ausbildung ihrer Kinder oder für Medikamente.
Das entwickelte System ist ausgerichtet auf eine Wertschöpfungskette vor Ort und soll insofern zur Reduktion der Armut in Nepal beitragen, wo Helvetas schon seit über 60 Jahren Hilfe zur Selbsthilfe leistet. Das Projekt unterstützt auch den Naturschutz in Nepal: Wenn die klimarobusten indigenen Walnussbäume mit ihren Nüssen, die in Zukunft effizienter zu Öl verarbeitet werden können, ein ertragreiches Produkt liefern, werden sie weniger für Feuerholz gefällt. Ausserdem soll der Verkauf von Öl eine alternative Einkommensquelle werden für Kleinbauernfamilien, deren Ernten infolge der Klimaveränderung – Dürren und Überschwemmungen – gefährdet oder zerstört werden.
Aus Zürich in die Berge von Nepal
Mit dem Projekt «Mito» – der Name ist abgeleitet vom nepalesischen Wort für «gut, schmackhaft» – gehen die ETH Zürich und Helvetas gemeinsam neue Wege: «Mito» ist als Studierendenprojekt bei der Produkteentwicklungsgruppe (pdIz) der ETH Zürich bei Professor Mirko Meboldt angesiedelt. Die Vernetzung von Studierenden, einer Professur (methodisch-technisches Know-how) und einer NGO (Projekterfahrung, Wissen über die Nutzenden) bilden die Basis für den Erfolg.
Aufgrund der positiven Erfahrungen im Projekt «Mito» möchte die Produktentwicklungsgruppe in Zukunft weitere solche Projekte initiieren. Im Zentrum steht die Idee, Produkte zu entwickeln,
die Menschen in Entwicklungsländern einen konkreten Nutzen bringen und dabei Studierende
aus dem Bereich der Produktentwicklung anhand einer realen und relevanten Problemstellung auszubilden.
Im Mai wird der Prototyp der Maschine nach Nepal geliefert, vor Ort mit Nutzerinnen und Nutzern getestet – und, wenn nötig, ihren Bedürfnissen weiter angepasst. Ab Herbst 2017 soll das technische System in Nepal hergestellt werden und anschliessend in verschiedenen Dörfern zum Einsatz kommen.
Weitere Informationen:
Projekt „Mito“, inklusive Link auf Videos: http://www.pdz.ethz.ch/projects/mito.html
Für Rückfragen:
Moritz Mussgnug, Doktorand pdIz ETH Zürich, Projektleiter: mmussgnug@ethz.ch, 044 633 89 07
Katrin Hafner, Medienverantwortliche Helvetas: katrin.hafner@helvetas.org, 044 368 67 79