Flüchtlinge in Europa – das Thema dominiert derzeit Debatten in Medien und Politik. Dabei findet ein Grossteil der Migration innerhalb oder zwischen Ländern des Südens statt. Helvetas-Geschäftsleiter Melchior Lengsfeld, FDP-Nationalrätin Doris Fiala und Markus Reisle von der Deza diskutierten an einem Podium über Migration und Entwicklung.
Die Schweizer Entwicklungsorganisation Helvetas berät Menschen in Entwicklungsländern, die sich entschieden haben, im Ausland zu arbeiten. Zum Beispiel junge Männer und Frauen aus Sri Lanka oder Nepal, die mangels Perspektive in den Golfstaaten Arbeit suchen. Helvetas schützt die Migrantinnen und Migranten vor Ausbeutung und engagiert sich dafür, dass sie ihr Einkommen sinnvoll investieren. Zum Beispiel in den Aufbau eines Geschäfts durch die daheim gebliebenen Familienmitglieder. Helvetas unterstützt auch Rückkehrer aus der Schweiz: «Kosovaren, die in der Schweiz einen Beruf erlernt haben und in ihre Heimat zurückkehren, bieten wir Beratungen und Kurse an, damit sie ein Unternehmen gründen und Arbeitsplätze schaffen können», erklärte Melchior Lengsfeld, Geschäftsleiter Helvetas an der öffentlichen Podiumsdiskussion „Migration – Risiko oder Entwicklungschance?“, die am 24.Juni im Anschluss an die Generalversammlung von Helvetas in Olten stattfand. Markus Reisle, Chef Globalprogramm Migration und Entwicklung des Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) erinnerte daran, dass auch Schweizerinnen und Schweizer aus wirtschaftlicher Not auswanderten: «Im 19. Jahrhundert haben Gemeindebehörden die Emigration gefördert und insbesondere Arme und Kranke mit einem one-way-ticket nach Australien oder Amerika entsorgt». FDP-Nationalrätin Doris Fiala hielt schliesslich fest: «90 Prozent der Migration spielt sich regional ab. Die Mehrheit der flüchtenden Syrer zum Beispiel bleibt im eigenen Land, die meisten anderen werden in Nachbarländer aufgenommen. Nur ein kleiner Teil kommt zu uns – in der Schweiz von einem Flüchtlingsproblem zu sprechen, ist deshalb falsch».
Asyl- nicht mit Entwicklungspolitik verknüpfen
Helvetas-Präsident Elmar Ledergerber warnte davor, Entwicklungszusammenarbeit in den Dienst der Migrationsabwehr zu stellen, wie dies bürgerliche Kreise fordern. „Wir setzen unsere humanitäre Tradition aufs Spiel, wenn wir Asyl- und Entwicklungspolitik miteinander verknüpfen, denn Auftrag der Entwicklungszusammenarbeit darf nicht sein, Migrantion zu verhindern, sondern den Ärmsten ein besseres Leben zu ermöglichen.“
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