Die vertriebenen Rohingya im weltweit grössten Flüchtlingslager in Bangladesch leiden akut unter der Ernährungskrise. Die fast eine Million Menschen haben nach wie vor keine Perspektiven, keinen Zugang zu Bildung und ungenügende Gesundheitsversorgung. Helvetas unterstützt die Geflüchteten und die Einheimischen vor Ort.
Am 25. August 2022 jährt sich die Vertreibung der Rohingya aus Myanmar zum fünften Mal. Im weltweit grössten Flüchtlingscamp bei Cox’s Bazar in Bangladesch leben mehr als 929‘000 Rohingya unter prekären Verhältnissen ohne Aussicht auf eine baldige Heimkehr in ihr Heimatland Myanmar. Seit dem dortigen Militärputsch Anfang 2021 ist eine Lösung ihrer Situation noch unwahrscheinlicher geworden.
Die Geflüchteten dürfen nicht arbeiten und die Jugendlichen haben keinen Zugang zu formaler Bildung. Mangelernährung – vor allem bei Kindern – ist in den Lagern akut. Nach wie vor sind die Menschen stark gefährdet durch Feuerausbrüche und Überschwemmungen in den notdürftig gebauten Hüttenstädten. Es kommt auch zu häuslicher Gewalt und Menschenhandel. Die Gesundheitsversorgung ist unzureichend.
Massiv gestiegene Lebensmittelpreise
Hinzu kommt nun die Ernährungskrise. Die Preise für Reis, Eier, Salz und Linsen sind angestiegen; die Weizenpreise ebenfalls – unter anderem infolge des Ukraine-Krieges und des damit verbundenen weltweiten Preisanstieges. In Bangladesch war im Juli dieses Jahres die Inflation so hoch wie in den letzten acht Jahren nicht mehr. Im Vergleich zum Juni 2020 ist der Preis eines typischen Lebensmittelkorbs heute massiv höher (+ 33 %). Damit steigt die Gefahr, dass die Unterernährung bei den Rohingya und den armen Bangladeschi-Familien weiter zunimmt.
Helvetas hilft im Kampf gegen Mangelernährung
Helvetas, die Schweizer Organisation für Entwicklungszusammenarbeit und Humanitäre Hilfe, unterstützt sowohl die geflüchteten Rohingya, die noch immer von humanitären Hilfslieferungen abhängig sind, als auch die Familien der Gastgemeinschaft in Cox’s Bazar.
Mit Hilfe von Helvetas – unter anderem dank Mitteln der Glückskette – lernen Flüchtlingsfamilien, neben und auf ihren einfachen, eng stehenden Hütten platzsparende und klimaresistente Gemüsepflanzen anzubauen. Damit können sie sich gesünder ernähren, sich ein kleines Zusatzeinkommen verdienen und zudem haben sie eine Beschäftigung. Gleichzeitig unterstützt Helvetas auch die einheimischen, oft sehr armen Bangladeschi-Familien, die wegen der schnellen und massiven Einwanderung der Geflüchteten geringere Ernteerlöse haben und ebenfalls unter der Lebensmittelknappheit leiden. Helvetas hilft ihnen, ihr Gemüse produktiver anzubauen und zu fairen Preisen auf dem Markt zu verkaufen. Dies stärkt den Zusammenhalt zwischen den Bangladeschi und den Rohingya, die auf engem Raum mit wenig auskommen müssen.
Im Camp lebende Jugendliche unterstützt Helvetas ausserdem dabei, Kenntnisse in der Schneiderei oder beim Reparieren von Solaranlagen zu erlernen. Im Weiteren hat Helvetas bis im August 2022 mehr als 43‘000 Rohingya in der Feuerprävention trainiert und geholfen, vom Monsun oder Unwetter zerstörte Infrastruktur wieder aufzubauen.