© Helvetas Swiss Intercooperation
12. Oktober 2016

Helvetas zum Internationalen Tag der Katastrophenvorsorge (13. Oktober)

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Das Unglück trifft nur die Armen. Dürre in Äthiopien. Gewitterstürme in Haiti. Hagelschäden in Bolivien. Mit der Klimaerwärmung häufen sich extreme Wetterereignisse – und treffen vor allem Menschen in armen Ländern. Katastrophenvorsorge kann grösseres Leid verhindern.

«Für Naturkatastrophen gibt es zwei Regeln: Sie treffen die Armen am härtesten. Und sie wirken dort besonders verheerend, wo der Staat schwach ist», sagt Eveline Studer, Expertin für Katastrophenvorsorge bei Helvetas.   
Schon in einer Augsburger Sprichwörtersammlung aus dem Jahr 1810 heisst es: «Das Unglück trifft nur die Armen». An dieser Tatsache hat sich bis heute wenig geändert. Die ärmsten Familien wohnen in Häusern, die einem Erdbeben oder einem Sturm nicht standhalten. Sie bewohnen rutschgefährdete Hänge und Talsohlen, die regelmässig überflutet werden. Sie wohnen in exponierten Regionen und sind häufiger als andere mit Dürren oder Frost konfrontiert. Wer arm ist, kann weder Versicherungen abschliessen noch Notvorräte anlegen, um die Zeit nach einer Katastrophe zu überbrücken. 

Schwacher Staat – verheerende Folgen
Dass eine Naturkatastrophe in schwachen Staaten besonders verheerend wirkt – Regel Nummer zwei – zeigte exemplarisch der Tropensturm «Matthew», der vor wenigen Tagen fast gleichzeitig Haiti und den Osten Kubas heimsuchte. In Kuba hatte der Zivilschutz die Bevölkerung schon Tage vor dem Sturm auf Matthew aufmerksam gemacht und 1,3 Millionen Menschen aus den gefährdeten Regionen evakuiert. Todesopfer wurden aus Kuba keine gemeldet. In Haiti hingegen, dem ärmsten und schwächsten Staat des amerikanischen Kontinents, wussten viele Einwohner auch wenige Stunden vor dem Sturm nichts von all dem, was auf sie zukommen würde. In Haiti sind beim Sturm gemäss Schätzungen 1000 Menschen ertrunken, unter Trümmern und Schlammmassen begraben oder von Bäumen erschlagen worden.

Wissenschaftler sagen voraus, dass extreme Wetterereignisse in Zukunft noch häufiger und intensiver werden. Deshalb bezieht Helvetas in all ihren Projekten zur Armutsbekämpfung die Vorsorgemassnahmen gegen Naturkatastrophen mit ein, sowohl bei den direkt betroffenen Bäuerinnen und Bauern wie auch bei den Partnerorganisationen und den zuständigen staatlichen Behörden.

In Bolivien zum Beispiel trägt Helvetas mit der Diversifizierung der landwirtschaftlichen Produktion dazu bei, die Ernten gegen Totalverluste besser abzusichern. Zusammen mit den Bauern werden alte Methoden zur Minimierung von Wetterrisiken weiterentwickelt. Um Ernteausfälle bei Kartoffeln, Pfirsiche, Quinoa und Reben zu kompensieren, wurden lokal verwaltete Mikroversicherungen für Bauern ausgearbeitet. Gleichzeitig arbeitet Helvetas mit Gemeinde- und Provinzbehörden zusammen, um sie für die Katastrophenvorsorge zu sensibilisieren. Lokale Partnerorganisationen helfen mit, das Katastrophenrisiko in staatliche Entwicklungspläne einzubeziehen. Infrastrukturbauten werden den Wetterrisiken angepasst, Notfallpläne werden entwickelt, Behördenmitglieder im Umgang mit Katastrophen und Prävention geschult.

In Haiti sichern Bauern ihre Quellen, indem sie die Umgebung bepflanzen und Hänge terrassieren. Im Rahmen eines Schutzprogramms für den letzten grossen Wald der Halbinsel entwickeln sie Nutzungsformen, die das Wassereinzugsgebiet der Hauptstadtregion nachhaltig schützen.    
 
«Wenn wir wollen, dass die Arbeit der Bauern in unseren Projekten Bestand hat, müssen wir das Katastrophenrisiko von Anfang an mit einbeziehen», sagt Eveline Studer. «Alles andere wäre fahrlässig.» Dabei gehe es nicht nur um die grossen Katastrophen, betont sie, sondern auch um kleine Extremereignisse und die schleichenden Verschlechterungen des Klimas.

Kontakt
Eveline Studer, Helvetas Beraterin für Katastrophenvorsorge und –management
eveline.studer@helvetas.org
Tel. (bis Donnerstag, 10h30)
031 385 10 98
076 403 17 12
Matthias Herfeldt, Mediensprecher 
matthias.herfeldt@helvetas.org
044 368 65 48
076 338 59 38