Der Machismo, der die ganze guatemaltekische Gesellschaft vergiftet, betrifft die indigene Gemeinschaft besonders. 82 Prozent der indigenen Frauen in Guatemala müssen ihre Männer um Erlaubnis fragen, wenn sie das Haus verlassen wollen, und 67 Prozent dürfen nicht über ihr eigenes Geld verfügen: Indigene Frauen in Guatemala werden in allen Lebensbereichen diskriminiert. Weil sie Frauen sind, weil sie indigen sind, weil sie keine wirtschaftliche Kraft sind. Sie haben weniger Zugang zu Bildung, Einkommen, Gesundheits- und anderen öffentlichen Dienstleistungen als Männer. Sie werden auf ihre traditionelle Rolle im Haushalt reduziert, ihre Arbeitslast ist immens und häusliche Gewalt weit verbreitet. Bei Behördengängen werden ihre Anliegen oft als nichtig abgetan, Landrechte haben sie keine. Indigene Frauen sind auch vom politischen Leben weitgehend ausgeschlossen, obwohl sie laut Verfassung die gleichen Rechte wie Männer haben. Sie stellen nur 1,5 Prozent der Mitglieder in Gemeinderäten. Weil sich Frauen nicht in Entscheidungs- und Planungsprozesse einbringen können, werden ihre Bedürfnisse systematisch vernachlässigt.
Mit Ihrer Unterstützung stärkt Helvetas Frauen in Guatemala, damit sie ihre Rechte kennen und ihre Stimme so einbringen können, dass ihre Anliegen Gehör finden.
Das Projekt K’emenik setzt einerseits direkt bei den Frauen an: Es werden Frauengruppen gegründet und Kurse angeboten, damit sie Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen, Verhandlungsgeschick und Führungseigenschaften entwickeln und ihre Interessen besser vertreten können. Anderseits arbeitet das Projekt darauf hin, dass Behörden und Amtsstellen sich stärker für die Anliegen von Frauen einsetzen. Die Frauen lernen am konkreten Beispiel, wie ein Vorstoss geplant, budgetiert und eingegeben werden muss, damit er Aussicht auf Erfolg hat. Zugleich werden die politischen Gremien in die Pflicht genommen, die Umsetzung zu überwachen. So erleben Frauen, dass sie Einfluss nehmen können. Wenn Frauen mitgestalten wollen, müssen Männer ein Stück ihrer Macht abgeben. Deshalb bezieht das Projekt Lehrkräfte, Kulturschaffende und traditionelle indigene Führungspersonen als Rollenvorbilder ein, die sich öffentlich für ein neues Geschlechterverhältnis aussprechen. Und mit Theater, Wandmalereien, in Radiobeiträgen und sozialen Medien, mit Seifenopern im Lokalfernsehen und Schulprojekten werden Stereotype und Normen hinterfragt und Alternativen aufgezeigt.