Die Erkenntnisse des heute veröffentlichten Klimaverträglichkeitstests des BAFU bestätigen das Versagen der aktuellen Politik des Bundesrates, auf freiwillige Massnahmen zu setzen. Mit ihren Investitionen und Finanzierungen befördert die Finanzbranche nach wie vor eine globale Erwärmung, die das Klimaziel des Pariser Abkommens von maximal 1.5 Grad wesentlich überschreitet. Die Klima-Allianz fordert Regulierungen.
Medienmitteilung der Klima-Allianz Schweiz, zu der Helvetas und andere Organisationen gehören.
Der Bericht des BAFU bestätigt: Banken, Versicherungen und Pensionskassen verhindern durch ihr Investitionsverhalten nach wie vor, dass die Schweiz ihren fairen Beitrag zur Umlenkung der Finanzflüsse gemäss dem Pariser Klimaabkommen leistet.
So zeigt das am 1. November durch die Klima-Allianz veröffentlichte Klima-Rating der Pensionskassen, der Suva und des AHV-Fonds: 92 Prozent des Vorsorgekapitals wird nicht klimaverträglich angelegt. Drei Jahre nach der Ratifizierung des Pariser Klimaabkommens durch die Schweiz ignorieren die Pensionskassen noch weitgehend die Klimarisiken. Es werden nur 8 Prozent der Vorsorgegelder der Schweiz durch Institutionen angelegt, die ihre Investitionen auf eine konsequente Reduktion der finanzierten Treibhausgasemissionen ausrichten.
«Die Banken dürfen keinen Firmen Geld geben, die besonders schädliche fossile Brennstoffe wie Kohle oder Öl beziehungsweise Gas aus Fracking oder Teersanden herstellen oder verbrennen», sagt Peter Haberstich, Kampagnenleiter Klima und Finanzwirtschaft von Greenpeace Schweiz. «Für solche Energieträger gibt es in der jetzigen Situation keine Legitimation».
Die EU ist der Schweiz voraus: Banken, Pensionskassen und die weiteren Finanzakteure müssen ihre Strategien zur Reduktion der finanzierten Treibhausgasemissionen offenlegen. Mit diesem Schritt wird die Finanzwirtschaft verpflichtet, die sich abzeichnenden Wertverluste auf den Investitionen in Unternehmen der fossilen Wirtschaft zu vermeiden.
«Die Klima-Allianz fordert Bundesrat und Politik auf, die Bestimmungen der EU zum verbesserten Management von klimabedingten Finanzrisiken sowie zur Umlenkung der Finanzflüsse sofort und vollständig ins Schweizer Recht zu übernehmen», sagt Christian Lüthi, Geschäftsleiter der Klima-Allianz: «An die Stelle des bisherigen Laissez-Faire muss die aktive Steuerung treten. Finanzinstitute sind zu verpflichten, die von ihnen finanzierten Treibhausgasemissionen offenzulegen. Banken, Versicherungen, Vermögensverwalter und Pensionskassen müssen verbindliche Handlungspläne festlegen, damit sie ihr Geschäft klimaverträglich ausrichten.»
Für Rückfragen:
Christian Lüthi, Geschäftsleiter, Klima-Allianz, Tel. +41 76 580 44 99, christian.luethi@klima-allianz.ch
Peter Haberstich, Kampagnen-Verantwortlicher Klima und Finanzwirtschaft, Greenpeace Schweiz, Tel. +41 76 337 44 49, peter.haberstich@greenpeace.org
Hintergrundinformationen:
Vorsorgeeinrichtungen
Klima-Rating der Pensionskassen, Klima-Allianz, 1.November 2020
Die Politik des Bundesrates
Die Schweiz soll ein führender Standort für nachhaltige Finanzdienstleistungen sein (26.06.2020)
Die Ziele der laufenden Arbeiten des Bundes.
Die neuen Regulierungen der EU
● Financial market participants shall publish on their websites information about their policies on the integration of sustainability risks in their investment decision‐making process.
● Financial advisers shall publish on their websites information about their policies on the integration of sustainability risks in their investment advice or insurance advice.
● Financial market participants shall include:
- information about their policies on the identification and prioritisation of principal adverse sustainability impacts and indicators;
- a description of the principal adverse sustainability impacts and of any actions in relation thereto taken or, where relevant, planned;
- a reference to their adherence to responsible business conduct codes and internationally recognised standards for due diligence and reporting and, where relevant, the degree of their alignment with the objectives of the Paris Agreement.
Die Klimahebel des Finanzplatzes
Der grösste Hebel, mit dem die Schweiz einen Einfluss auf das Klima hat, ist das Geld (Klima-Allianz Website).
Die vom Schweizer Finanzplatz gesteuerten Aktivitäten verursachen ein Zwanzigfaches der einheimischen «territorialen» Treibhausgas-Emissionen – oder über 2% der weltweiten Emissionen. (Nachweis)
Zur Klima-Allianz
Die Klima-Allianz Schweiz wurde 2004 gegründet und ist ein Bündnis zivilgesellschaftlicher Organisationen für den Klimaschutz. Mit ihren über 90 Mitglieder- und Partnerorganisationen aus den Bereichen Umwelt, Entwicklung, Kirche, Jugend, Gewerkschaften und Konsumentenschutz engagiert sie sich für eine gerechte, zukunftsfähige Klimapolitik.